Die eigentlich korrekte Frage müsste heißen „Was ist Bujinkan Budo Taijutsu?“, da dies der tatsächliche Name unserer Kampfkunst ist.
Was ist „Bujinkan“?
Die Kanji 武神館 für „Bujinkan“ bedeuten übersetzt soviel wie „Tempel des Kriegergeistes“. Der „Bujinkan“ wurde von Sōke Dr. Masaaki Hatsumi gegründet, der diesen Namen für sein Dojo zu Ehren seines Lehrers Toshitsugu Takamatsum sensei gewählt hat. Der 1931 in Noda, Präfektur Chiba, geborene Hatsumi Sensei wird oftmals als der letzte „echten Ninja“ bezeichnet. Seine Person zählt zum Kulturerbe Japans, er wurde dahingehend vom Japanischen Kaiserhaus ausgezeichnet. Hatsumi Sensei vereinte im Bujinkan die Stile dreier Ninjuitsu-Schulen, und von sechs Samurai-Schulen, für die er die Lizenz des Sōke (Oberhaupt einer Schule/eines Stils) vom vorherigen Sōke erhalten hatte:
Diese neun Schulen gab er im Jahr 2019 an folgende Japanische Daishihan weiter (siehe Klammerzusatz nach der Schule):
- Togakure Ryu Ninjutsu (Tsutsui Takumi Sensei)
- Gyokko Ryu Koshi Jutsu (Ishizuka Tetsuji Sensei)
- Kukishinden Ryu Happo Hiken Jutsu (Iwata Yoshio Sensei)
- Shinden Fudo Ryu Dakentai Jutsu (Nagato Toshiro Sensei)
- Gyokushin Ryu Ninjutsu (Kan Junichi Sensei)
- Koto Ryu Koppo Jutsu (Noguchi Yukio Sensei)
- Gikan Ryu Koppo Jutsu (Sakasai Norio Sensei)
- Takagi Yoshin Ryu Jutai Jutsu (Sakasai Norio Sensei)
- Kumogakure Ryu Ninjutsu (Furuta Koji Sensei)
Was ist eine Ryu?
Ryu bedeutet Schule/Stilrichtung. Es gab früher keine Dōjō, in denen man sich einfach anmelden und zum Ninja ausbilden lassen konnte. Das Wissen wurde für gewöhnlich im Geheimen geschult und weitergegeben, meist innerhalb eines Familien-Clans. Vom Sōke (Oberhaupt) einer Ryu wurde vor dessen Tod immer ein Nachfolger bestimmt, der dann auch die geheimen Schriftrollen erhielt.
Im Bujinkan Budô Taijutsu lehrt Hatsumi Sensei alle oben genannten Stilrichtungen. Diese haben alle ihren eigenen Ursprung und sind teilweise recht unterschiedlich. Die Kukishinden Ryu kommt beispielsweise aus dem Samurai-Bereich und wirkt deshalb etwas schwerfälliger, da die Bewegungen aufgrund der Rüstung dieser feudalen Ritter und der Schwerttechniken weitläufiger und mit mehr „Kraft“ ausgeführt werden, als beispielsweise in der Shinden Fudo Ryu, die für Außenstehende eine gewisse Ähnlichkeit zum Aikidō aufweisen könnte.
Diese verschiedenen Ryu-ha werden nicht nebeneinander, sondern als Einheit mit verschiedenen Schwerpunkten unterrichtet. Es kommt hierbei insbesondere darauf an, bestimmte Prinzipien und (Körper-)Gefühle zu vermitteln. Ein grundlegendes Prinzip ist es, den ganzen Körper und den gesamten Raum sowie alle Gegenstände als Eins zu sehen und zu verstehen. Alles ist erlaubt. Es gibt keine festen Regeln und keine Wettkämpfe (was einer der wesentlichen Unterschiede zum Kampfsport ausmacht).
Zwar werden im Bujinkan Budô Taijutsu einige Kata (Formen; bestimmte Bewegungsabläufe, zumeist gegen einen imaginären oder tatsächlichen Gegner) eingeübt, doch wird mit der Zeit der persönliche Stil des Einzelnen immer mehr in den Vordergrund rücken, da es auf das Prinzip und nicht auf eine bestimmte Form ankommt. Es ist nur anfangs einfach notwendig, dass die Schüler bestimmte Formen einüben, um erst einmal den eigenen Körper besser kennen zu lernen. Auch lassen sich so besser bestimmte Prinzipien vermitteln und einige zunächst ungewohnte Bewegungsabläufe verinnerlichen. Ohne eine gute Basis kann man – wie überall im Leben – nicht wirklich weiterkommen.
Es ist nicht das Ziel eines guten Lehrers, aus den Schülern eine Kopie seiner selbst zu machen. Im Gegenteil, mit den Jahren soll jeder Schüler seinen eigenen Weg im Budō finden – im Rahmen des Bujinkan.
Hatsumi Sôke gibt alle Informationen und Techniken in seinem Hombu Dōjō in Noda (Japan) an hochgraduierte Schüler bzw. Meister weiter. Hatsumi Sōke zeigt auf eine unglaublich spielerische und leichtfüßige Art effektive, traditionelle Bewegungsformen und demonstriert den Sinn, der hinter den einzelnen Übungen steckt. Auf diese Weise gewährleistet er eine möglichst authentische Weitergabe dieser über 900 Jahre alten „Kriegskunst“.
Außerdem hat jeder die Möglichkeit, im In- und Ausland Lehrgänge unter der Leitung hochrangiger Lehrer aus aller Welt zu besuchen, die regelmäßig auf einem Taikai oder direkt in Japan unter Masaaki Hatsumi trainieren. An dieser Stelle möchte ich jeden Interessenten davor warnen, jedem sogenannten „Ninjutsu-Meister“ hinterherzulaufen. Man sollte gründlich prüfen, ob ein Dōjō-Leiter direkt oder (über den Besuch von Lehrgängen bei direkten Schülern Hatsumis) indirekt von Hatsumi Sôke lernt, oder nur im „eigenen Saft kocht“.
Seit dem Jahr 2000 reist Daishihan Dino Gheri (unser Abteilungsleiter) ein bis zwei Mal pro Jahr zum intensiven Training nach Japan, um direkt von Dr. Masaaki Hatsumi sowie den anderen Japanischen Daishihan zu lernen. Es gibt einige andere Lehrer aus Deutschland sowie der ganzen Welt, die es ebenso halten. Solche Lehrer ermöglichen es den Schülern im Bujinkan Budo Taijutsu, in ihren Dojos oder auch auf Lehrgängen einen Eindruck dessen zu bekommen, was in Japan gelehrt wird. Hatsumi Sensei betont stets, dass man sich die „richtigen Lehrer“ aussuchen soll.